Nach der Begrüßung durch Klar! Managerin Sabine Seidler und einen eindringlichen Appell des Mörtschacher Bürgermeisters Richard Unterreiner für die Zusammenarbeit bei den großen Herausforderungen der Zukunft, startete Christof Seymann von der Wildbach sein Kurz-Referat mit einer Warnung: wenn Schutzwald fehlt, ist das keine gute Nachricht für alles, was sich darunter befindet. Abgesehen von den offensichtlichen Folgeerscheinungen (Abrollen der Wurzelteller, Steinschlag, Muren, Lawinen) bedeutet der Verlust auch wirtschaftliche Schäden für die Hausbesitzer:innen, denn die Gefahrenpläne werden sich in diese Gefährdungsgebiete ausweiten müssen und damit der Verkaufswert der betroffenen Ortsgebiete sinken. Er sprach auch über die verschiedenen Projekte, in die die WLV in den drei Gemeinden und darüber hinaus involviert ist, seien es der Bau von Schutznetzen oder die Betreuung von flächenwirtschaftliche Projekten, in denen die Wildbach die Gesamtbetreuung zur Wiederaufforstung übernimmt.  Besonders Augenmerk legte Seymann auf die Notwendigkeit, dass die Jagd in den betroffenen Gebieten intensiviert wird, um durch einen geringeren Wildstand die Überlebensrate von Setzlingen zu verbessern. Ebenso wichtig wäre ein „Kommunikationsmanager“, der die Bevölkerung auf dem Laufenden hält.

Thomas Leitner von der Forstdirektion Spittal stellte eine etwas andere Form der Wiederaufforstung vor. Ausgehend vom Konzept der Zielbäume stellt er die Frage: Wie soll der reife Bestand aussehen? Wie soll der Wald in 50 oder so Jahren sein? Pflanzen werden in 3er oder 4er Trupps gepflanzt und die schwächsten über die Jahre systematisch ausgeschnitten, bis der beste Baum reifen kann. Zwischen den Trupps entwickelt sich die Natur, wie sie will – dies fördert Artenvielfalt und Resilienz. Nicht nur ist das eine Kostenersparnis durch die geringere Anzahl von Pflanzen, man kann auch Infrastruktur wie Rückegassen und Schussschneisen im Voraus festlegen.  Er erwähnte auch Fehler bei der Bepflanzung und wie man sie vermeiden kann.

Zuletzt sprach Harald Bretis, selbst Besitzer von 40ha Wald und neben seiner Arbeit als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Fachschule und Agrar-HAK Althofen auch Bezirksjägermeister-Stellvertreter in Feldkirchen und Vorstandsmitglied im Kärntner Jagdaufseherverband, Er referierte über die Herausforderung der Jagd in Wiederaufforstungsgebieten – eine Tätigkeit, die er Arbeitsjagd nennt, sozusagen eine Dienstleistung an den Wald, um den genauen Unterschied zwischen dieser und der „Genuss-Jagd“ zu betonen.  Zuerst jedoch muss man definieren, wo Wild sein darf und wo nicht und dementsprechend gemeinsam mit den Waldbauer: innen, der Gemeinde und den Touristiker: innen – und wenn sinnvoll – auch mit den angrenzenden Jagdgebieten einen Jagdplan zur Wildstandsregulierung in gewissen Zonen erarbeiten.

In der nachfolgenden Diskussionsrunde wurde zuerst Informationen über die derzeitigen Stand in den Gemeinden ausgetauscht und welche Maßnahmen notwendig wären, um den Schutzwald wieder aufzubauen.

Bretis erzählte von einem Prozess in Feldkirchen, in den Jäger, Waldbesitzer, Gemeinde und Tourismus involviert waren. Jede Interessensgruppe erstellte zuerst eine Liste ihrer Bedürfnisse, die zu einem gemeinsamen Plan und infrastrukturellen Maßnahmen führte, die nach einem Ampelsystem „belohnt“ wurde.  Eine ähnlichen Strategie in Osttirol beschrieb auch der Osttiroler Bezirksjägermeister Hans Winkler.

Von Seiten der Jägerschaft wurde jede Hilfe inklusive Wildfreihaltezonen versprochen. Unter den Anwesenden fand jedoch Bretis Erzählung der Arbeitsgemeinschaften den größten Anklang – ein Prozess, der durchaus auch im Oberen Mölltal funktionieren könnte.

Denn schlußendlich: Die Waldbauern brauchen die Jäger, die Jäger brauchen die Waldbauern, und beide brauchen die Gemeinden und die Touristiker für Besucherlenkung und Informationsverbreitung.

Die Powerpoints-Präsentationen zum Download:

01_KLAR! Intro-Folie_Wald und Jagd_14.12.22

02_Strategie_2022_Borkenkäferkalamität_Oberkärnten

03_Mörtschach

04_Jagd in Wiederbewaldungsgebieten

05_Impressionen