Unser Boden, so Prof. Braungart, vor allem der in den landwirtschaftlichen Gebieten Europas, ist in ziemlich schlechten Zustand. Selbst BIO-Betriebe mit dem besten Vorsätzen bluten ihre Böden aus.  Erosion macht den Rest.

Der mittlerweile 100-Jahre alte Begriff BIO ist, so Braungart, im Grunde eine rückständige Sicht auf die Lebensgemeinschaft von Mensch, Tier und Land. Weder ein aktiver Schutz der Artenvielfalt noch der Erhalt des Bodens ist mit dem bestehenden Bio möglich. Dieser Begriff entspricht nicht mehr dem heutigen Wissen und wurde im Lauf der Zeit weder evaluiert noch adaptiert. Nur die Schadstoffe wurden etwas heruntergefahren.

Und wie schon Albert Einstein sagte: Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Es geht nicht darum, sagt Braungart, weniger schlecht zu sein. Es gehe darum, gut zum Boden und zur Umwelt  zu sein und so eine langfristige Produktivität der Erde zu garantieren.

Das Hamburger Umweltinstitut – Zentrum für soziale und ökologische Technik hat 2021 einen Vergleich der derzeit gültigen BIO-Bestimmungen und Vorschläge für eine neue Vorgehensweise erstellt, die die Erhöhung der Biodiversität und die Schonung & Wiederaufbau des Bodens zum Ziel hat.  Ihre Herangehensweise inkludiert das Cradle2Cradle-Prinzip.

So sollen z.B. mineralische Dünger durch erneuerbare Nährstoffe ersetzt werden, alternative Maßnahmen zum Pflanzen- und Tierschutz entwickelt und gefördert werden, Landschaftsstrukturen verbessert werden (um Erosion zu verhindern), Gewässerschutz intensiviert, der Boden z.B. auch durch Hydrokulturen entlastet werden, Futtermittel nur mehr regional hergestellt sein, Verpackungen recyclebar, und nicht zuletzt faire Löhne bezahlt werden.

 

Auszug aus dem Vortrag von Prof. Michael Braungart/Leuphana Universität am 13.11.2021 in der Kultbox in Mörtschach: