Factsheet zur Presseinformation „Zu warm, zu feucht: 2020 brachte zweitwärmsten Winter seit 1768“ des Klima- und Energiefonds vom 12.04.2021

Jänner/Februar: Außergewöhnlich stürmisch

„Petra“, „Sabrina“, „Yulia“ und „Bianca“: Eine Reihe von Tiefdruckgebieten, die vom Atlantik nach Mitteleuropa zogen, sorgte für einen stürmischen Februar. Aufgrund der teils orkanartigen Windspitzen stürzten Bäume um, fielen auf Straßen und Schienen, beschädigten Autos, Häuser und Stromleitungen. Straßen und Bahnstrecken wurden gesperrt. Mehrere zehntausende Haushalte waren stundenweise vom Stromnetz abgetrennt. Landesweit wurden sicherheitshalber Parks geschlossen, Skilifte standen still.

März/April: Spätfrost schädigt Obstkulturen – extreme Trockenheit

Eine Ende März beginnende Kälteepisode sorgte für außergewöhnliche Temperaturminima. Polare Luft brachte vor allem in der Osthälfte Österreichs Kälterekorde. Aufgrund der Frostnächte kam es österreichweit zu Schäden im Obstbau. Vor allem betroffen waren Marillen, Pfirsiche, Kirschen und Zwetschken. Nach einem bereits zu trocknem Jänner und März setzte sich die niederschlagsarme Witterung im April fort. Die Folge: zahlreiche Wald- und Flurbrände. Im Schilfgürtel des Neusiedlersees standen rund 700 ha Fläche in Flammen, vernichtet wurden dabei rund 180 ha. In Kapfenberg-Hafendorf (Steiermark) brannten rund 20.000 m² eines Jungwaldes ab.

Mai/Juni: Zahlreiche Waldbrände, Regen und Gewitter

Brände kennzeichneten noch den Mai. Ein über mehrere Tage anhaltender großflächiger Waldbrand wütet in Eisenkappel (Kärnten). Erst nach rund neun Tagen hieß es „Brand aus“. Die traurige Bilanz: 25 ha Waldfläche wurden vernichtet, darunter 15.000 Jungbäume. Der Juni zeigte sich stürmisch, nass und gewittrig. Wiederholt zogen Regenschauer und Gewitter durch, die örtlich teils erhebliche Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit brachten. Es wurden zahlreiche Blitzeinschläge registriert, die örtlich auch zu Bränden führten. Örtlich gingen aufgrund der enormen Wassermengen Muren ab, die wiederum Straßen verlegten. Zahlreiche Haushalte waren vorübergehend vom Stromnetz abgeschnitten. In der Landwirtschaft entstanden teils erhebliche Schäden. Nach ersten Schätzungen der Hagelversicherung belief sich der Schaden auf mehr als 8 Millionen Euro. Betroffen waren vor allem Obst- und Weinbauern.

Juli / August: Einzelne heftige Gewitter, Überflutungen, Murenabgänge und zahlreiche Unwettereinsätze

Ende Juli bildete sich eine heftige Gewitterlinie. Bei Windspitzen bis rund 100 km/h wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, diese stürzten mitunter auf Häuser oder blockierten Straßen. Mehrere tausend Haushalte waren vorübergehend ohne Strom. Durch den starken Regen entstanden z.B. in Oberösterreich in der Landwirtschaft Schäden, die auf rund 2,5 Millionen Euro geschätzt wurden. Der August war überdurchschnittlich nass, es kam zu örtlichen Überflutungen. Oberndorf bei Salzburg verzeichnete ein zehnjährliches Hochwasser. Heftige Gewitter brachten neben teils intensivem Regen auch zahlreiche Blitzeinschläge, stürmischen Wind und örtlich Hagelschlag. Erneut summierten sich gebietsweise erhebliche Regenmengen und diese führten zu Murenabgängen und Hangrutschungen. An den Gleisen der Murtalbahn (Steiermark) entstand ein Sachschaden von geschätzten 150.000 Euro. In Scheifling (Steiermark), entgleiste aufgrund eines Murenabganges ein Zug der ÖBB.

September/Oktober: Schnee bis in viele Täler

Ein Kaltlufteinbruch um den 24. September sorgte in Kärnten für heftige Schneefälle mit bis zu 20 cm Neuschnee. Hunderte Einsatzkräfte rückten aus, um hängengebliebene Fahrzeuge zu bergen und um Bäume, die wegen der Schneelast umgeknickt waren, zu beseitigen. Aus Sicherheitsgründen wurde die Großglockner- Hochalpenstraße abschnittsweise gesperrt. Im Oktober hielt erneut stürmischer Südwind hunderte Einsatzkräfte auf Trab. Dabei wurden gebietsweise Windspitzen über 100 km/h registriert, auf den Bergen, etwa am Feuerkogel (Oberösterreich), wurden sogar Windspitzen bis 160 km/h gemessen Örtlich kam es dadurch zu Unterbrechungen im Zugverkehr wie auf der Bahnstrecke zwischen Bischofshofen und Eben in Pongau (Salzburg) oder der steirischen Rudolfsbahn. Umgestürzte Bäume blockierten zudem Straßen und beschädigten Stromleitungen, zahlreiche Straßensperren und Stromausfälle waren die Folge.

November/Dezember: Rekordmengen an Neuschnee in Osttirol und Oberkärnten

In Osttirol und Oberkärnten verursachte der Wintereinbruch mit starkem Schneefall zu Monatsbeginn erhebliche Probleme. Die Rekordmengen an Neuschnee sorgten verbreitet für Verkehrsbehinderungen. Beinahe alle Bergstraßen waren nur mit Winterausrüstung befahrbar. Mehrere tausenden Kärntner Haushalte waren vorübergehend ohne Strom. In den tieferen Lagen Osttirols verursachte neben starken Schneefällen auch intensiver Regen Probleme. Besonders betroffen war der Raum Lienz. Innerhalb von 48 Stunden fiel hier stellenweise mehr als 200 mm Niederschlag. Aufgrund der enormen Regenmengen standen zahlreiche Keller und Straßen unter Wasser. Es kam zu mehreren Hangrutschungen, wie etwa auf der Brennerstraße.

Der Klimastatusbericht 2020, der im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie aller neun Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) erstellt wird, steht hier zum Download zur Verfügung. Unter diesem Link finden sich ebenso die Auswertungen für die neun Bundesländer.

Pressekontakt

Klima- und Energiefonds
Katja Hoyer
Tel.: +43 664/88613766
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CCCA Climate Change Center Austria
Herbert Formayer, wissenschaftlicher Leiter Klimastatusbericht
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