Am 17. September 2021 fand abends in der Kulturbox Mörtschach die Auftaktveranstaltung der KLAR! Maßnahme „Zukunftswald“ statt. Das Thema war „Borkenkäfer! Alles, was wir jetzt über den Schutz unserer Wälder wissen sollten…“ – ein brandheisses Thema, da der Schutzwald unserer Region nach dem Sturm Vaia 2018 und den beiden Schneebruchjahren 2019 und 2020 gerade schwer vom Borkenkäfer dezimiert wird.

Dementsprechend fand die Veranstaltung großen Zuspruch – der Saal war gefüllt von Waldbesitzer*innen und vielen Interessenten, denn die Folgen des Verlust des Schutzwalds treffen alle Bewohner*innen dieses engen Tals: die verringerte Versickerungsfähigkeit des Waldboden bringt mit sich die höhere Gefahr von Muren, der Verlust der Wurzeln im Boden die Möglichkeit von Steinschläge, und der Verlust des Waldes bedeutet den Verlust der „Sparkasse“ der Bauern und Bäuerinnen.

Nach Grußworten des Hausherrn, Bürgermeister Richard Unterreiner, sowie — im Auftrag des Bezirkshauptmannes Klaus Brandner — Christian Dullnig, Leiter der Forstaufsichtsstation Winklern der BH Spittal, begann Sabine Seidler, KLAR!-Managerin der Region, mit einer Vorstellung aller Maßnahmen im Programm der KLAR! Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal, vor allem der Maßnahmen, die Landwirtschaft und Wald betreffen.

Gernot Hoch, Leiter des Institut für Waldschutz am Bundesforschungszentrum für Wald, ein Kapazunder des Wissens über Borkenkäfer, begann seinen Vortrag mit dem Nutzen der Borkenkäfer: sie haben die Rolle, Schadholz im Wald zu verringern, um Neuwuchs zu fördern. Jedoch: je mehr Schadholz sie vorfinden, desto stärker vermehren sie sich. Dank den steigenden Temperaturen des Klimawandels mit Unwettern und Waldbrucherreignissen werden sie zur übergroßen Gefahr für den Wald.

Daher spielt die Bewirtschaftung des Waldes eine größere Rolle denn je – wenn Schadholz nicht sofort aus dem Wald entfernt wird, finden die Borkenkäfer genügend Futter, um bei Hitze und Trockenheit bis zu drei Generationen auszubrüten: von einem befallenen Baum aus können 1000 Bäume befallen werden, denn ein Weibchen kann in drei Generationen mehr als 31,000 Nachkommen zeugen.

Natürliche Feinde gibt es zwar einige (Ameisenbuntkäfer, Specht, diverse Pilze), aber auch sie können die Vermehrung nur langsam und über Jahre beeinträchtigen.
Es geht also darum, dem Käfer, in unserem Fall dem Buchdrucker, so wenig Weiterentwicklungs-möglichkeiten zu bieten wie möglich.

Darüber sprach Hannes Üblagger, Betriebsleiter des Forstbetriebs Pongau der Bundesforste, der den Borkenkäferbefall nach dem Föhnsturm 2002 miterlebte und erfahren musste, wie dieser Befall das dreifache Schadensausmaß produzierte. Er erzählte über die damaligen Erkenntnisse, die dazu führten, dass sie ihre Schadensbewältigung änderte: 2002 konzentrierten sie sich auf die Entfernung großer Schadholzflächen, was aber oft zum Befall der Randflächen führte, auf die zu wenig geachtet wurde.

Seitdem haben sie ein vielfältiges System der konsequenten Waldhygiene entwickelt: sofortige Priorität haben die Entfernung von Einzelwürfe/Einzelbrüche vor großen Flächen, Fichtengebiete vor allen anderen, die Entfernung stärkere Bäume vor jüngeren, Stehendbefall vor toten Bäumen und eine Beobachtung des Waldes in Bezug auf Sonne und Seehöhe, sowie die Erschließung durch Forststrassen. Die Maßnahmen reichen von Fangbäumen, Schlitzfallen, Prügelfallen bis zur Suche nach Stehendbefall. Und danach die Wiederaufforstung durch eine Mischwaldkultur (je nach Seehöhe Fichte/Tanne/Lärche/Zirbe und Laubbaumarten), deren langfristiges Aufkommen auch eine Frage des Wildbestandes ist.

Hilfreich fand Hannes Üblagger damals auch den Zusammenschluss und die Kooperation der Waldbauer*innen der Region mit gemeinsamer Planung sowie die rasche, unbürokratische Hilfe des Landes bezüglich Forstwege.

Eine intensive und lange Fragerunde folgte, die Christian Dullnig mit Blick auf unsere Region moderierte. Das wachsende Ausmaß der Waldzerstörung seit 2018 konnte nicht rechtzeitig aufgearbeitet werden, da die wenigen Schlägerungsunternehmen der Region überlastet waren und die Nebenerwerbstätigkeit in der Landwirtschaft kaum Zeit lässt für alle notwendigen Arbeiten. Nicht geholfen hat der Einbruch des Holzpreises gegenüber den Kosten der Schlägerungen, auch wenn diese durch Förderungen erleichtert wurden. Dazu erschwert das enge Tal unserer Region eine sichere Entfernung der befallenen Bäume aus dem Wald: die Distanz zwischen der Lagerfläche und dem nächstgelegenen Wald muss mehr als 500 m betragen.

Die Zuschauer*innen wollten mehr über Gegennahmen wissen und auch über Folgeschäden, die Schutzwälder, Quellschutzgebiete und Wasserversorgung und die unterstützenden Pläne der Gemeinden betrafen. Denn der Verlust des Waldes ist nicht nur eine Existenzfrage der Waldbauer*innen – es ist auch ein Frage der Volkswirtschaft, des Landschaftsbildes, der Wohlfahrt und des Schutzes und der Artenvielfalt und des Lebensraumes vieler Lebewesen.

Die Gemeinden und das Land Kärnten sind sich der Gefahr bewusst und arbeiten an Projekten für Gegenmaßnahmen und der Unterstützung der Aufarbeitung. Da aber schlussendlich die Waldbesitzer*innen für ihren Wald verantwortlich sind, könnte ein Zusammenschluss, eine gemeinsame Aktionsgruppe und Prioritätensetzung, zur Bewältigung des Schadens schneller beitragen – so aber auch die freiwillige Beteiligung der Gemeindebürger*innen bei der Früherkennung und bei Aufforstungen.

Zur Download finden Sie hier unterhalb die PowerPoints der Vorträge von Gernot Hoch und Hannes Üblagger.

Und Wichtige Maßnahmen der Borkenkäferbekämpfung, eine Zusammenfassung des Wie und Wo der Bekämpfung, die Hannes Üblagger nach dem Vortrag für unsere Waldbauern erstellt hat.

Für Fragen über die KLAR! Region und ihre Maßnahmen:
KLAR!-Managerin Sabine Seidler
+43 (664) 450 9513
klar.seidler@alpine-nature-campus.com

Für Fragen zur Maßnahme „Zukunftswald“
KLAR! Team-Mitglied Melitta Fitzer
+43 (676) 4444 530
office@gut-aichenegg.com

Für Fragen zum Borkenkäferbefall im Oberen Mölltal
Ing. Christian Dullnig/Forstaufsichtsstation Winklern
+43 (664) 805 366 2525
Christian.Dullnig@ktn.gv.at